Waffen

Während des 2. Weltkriegs und danach waren sicherlich viele Waffen in Umlauf. Sind Sie als Kind bzw. Jugendlicher mit Waffen in Berührung gekommen?

 

Herr Meins erzählt:


Vor dem Einmündungsbereich auf der Straße nach Bierde auf der Walsroder Straße wurde Anfang 1945 eine Panzersperre in die Straße gebaut. Es wurden Schützenlöcher gegraben, aus diesen Löchern wollte die deutsche Wehrmacht die Panzer, die dort lang fuhren, abschießen. Nach dem Kriegsende habe ich dort mit unserem damals 17-jährigen Arbeiter Alfred einen Karabiner in einem der Schützenlöcher gefunden. Wir besorgten uns Munition von der Munitionssprengstelle der Engländer. Die Sprengstelle befand sich gegenüber der heutigen Autobahnabfahrt Westenholz. Die Munition, die dort gesprengt wurde stammte aus deutschen Beständen. Wir wussten davon und haben dort viele unbeschädigte Patronen gesammelt. Alfred und ich haben den gefundenen Karabiner gesäubert und wieder schießfähig gemacht. Ich hatte das Magazin geleert, aber nicht bemerkt, dass im Lauf noch eine Patrone steckte. Beim Putzen und Einölen kam ich an den Abzug. Mit einem lauten Knall löste sich ein Schuss. Um Haaresbreite hätte es für mich tödlich ausgehen können. Später ist der Karabiner an einen Waffenhändler in Walsrode verkauft worden. Zu dieser Zeit sind viele Kinder durch das Handeln mit Munition verletzt worden oder ums Leben gekommen. An der Kreuzförth-Brücke, da wo heute die Tankstelle Krüger ist, stand ein Flakgeschütz. Es lag dort eine Menge Munition, sie lag teilweise im Wiedenhausener Bach.

 

 

Herr Graubohm erzählt:

 

Dann war da noch der Volkssturm. Bei der heutigen Zimmerei Carstens, in der Werkstatt, wurde mit der Panzerfaust geübt. Jeder hatte eine Panzerfaust, die wurde dort verteilt zum Schießen. Der Panzer musste bis auf 30 Meter ran sein, sonst hat das keine Wirkung gehabt. Jedenfalls haben sie dort geübt. Einer fummelt an der Panzerfaust herum und das Ding geht los. Gott sei Dank war die Panzerfaust nicht scharf. Das Ding flog durch die Bude. Hinten haben welche gesessen, die haben die ganze Hand verbrannt, weil aus dem Rohr ein Feuerstrahl herauskam. Die Übung war immer sonntags nach der Kirche. Wenn die Kirche vorbei war, musste man lernen, mit der Panzerfaust umzugehen, und MG-Schießen. Auf dem Fahrrad-Gepäckträger war das Gesangbuch geklemmt, und man musste bei Carstens Dienst machen. Das dauert rund anderthalb Stunden.

 

Unser Lehrer Herr Blöthe, das war ein ganz ordentlicher Mann, der war Reserveoffizier, aber ein ganz vernünftiger Mann. Bei ihm haben wir viel gelernt. Blöthe musste den Volkssturm befehligen. Das waren 80 Leute, sie hatten zusammen 30 Gewehre und Panzerfäuste. Beim Gasthaus Max Dannenberg war zwischen den Häusern eine Überdachung, wo man die Kornwagen und Heuwagen untergestellt hat, wenn es regnet. Blöthe sagte: „Wisst ihr was, Männer? Stellt die Gewehre da hin! Und dann geht ihr nach Hause. Schluss, aus.“