Kinderlandverschickung

Viele Kinder haben während des 2. Weltkrieges ihr Zuhause verlassen, weil sie an der Kinderlandverschickung teilgenommen haben. Können Sie etwas über die Kinderlandverschickung erzählen?

 

Herr Graubohm berichtet:

 

Ja. Ich selber war 1944 von Januar bis Februar in Vorarlberg. Es gab damals dort so eine Kinder-Land-Verschickung: die Kinder wurden von den Familien fortgeschickt, weil immer Fliegeralarm war. Ich kam nach Schruns in Vorarlberg. Dort war ich dann acht Wochen. Wir sind dort mit dem Zug hingefahren, das erste Mal raus aus Ahlden. Ich habe dann Bahnhöfe gesehen, die noch heile waren, zum Beispiel in Würzburg oder Stuttgart. Da brannte sogar noch Licht. Es war für mich wie eine Offenbarung, dass auf einem Bahnhof Licht brannte – das war im Jahre 1944. Ich war also mehrere Wochen in Schruns. Als wir zurückfahren wollten, konnten wir nicht mehr über Stuttgart, weil Stuttgart von Fliegerangriffen zerstört war. Daher sind wir über Augsburg gefahren. Dort waren Fliegerangriffe in der Nacht, die Fenster flogen aus dem Zug, es gab nichts zu trinken, kein Wasser. Erst am anderen Morgen sind wir wieder weitergefahren. Wir sind dann auf Umwegen über Soltau nach Walsrode gekommen und mussten dort eine Nacht übernachten, weil die Züge nach Ahlden nicht mehr fuhren, weil wir so spät ankamen. Am anderen Tag kam ich nach Hause, mittags um 11.00 Uhr, und um 1.00 Uhr war die Beerdigung meines Vaters. Ich wusste gar nicht, dass er tot ist.