Freizeit                                        

Playstation, Computer und Smartphones gab es in Ihrer Kindheit und Jugend noch nicht. Was taten Sie und Ihre Familie in Ihrer Freizeit?

 

Herr Rotermund berichtet über Unterhaltung in Ahlden:

 

Früher hatte nicht jeder einen eigenen Fernseher. Wenn ein Fußballspiel lief, versammelten wir uns immer bei einen Nachbarn und alle guckten zusammen Fernsehen. Wir haben erst 1972 zur Olympiade einen Fernseher bekommen.

 

Bei Max Dannenberg war ja Kino, jede Woche ein, zwei Mal. Im Saal standen viele Stuhlreihen. Manchmal wurden auch Stühle aus der Gastwirtschaft dazu geholt, wenn ein guter Film lief.

 

Als Kinder sind wir vor Weihnachten immer beim Kaufhaus Gellermann gewesen, da war eine Spielzeugausstellung. Es war für uns immer wichtig, dass wir da als Kinder waren. Dann haben wir immer geguckt, was es für Spielzeug gab. In der Kriegszeit war ich ganz scharf auf eine Flugabwehrkanone.



Ernst Meins (unten links) mit seiner Mannschaft beim Fußballspiel.

Zum Thema Freizeit erzählt Herr Siemer:

 

Die Küche war der Mittelpunkt unseres Hauses, denn da spielte sich vieles ab. Dort wurde gegessen und erzählt, abends mal Karten gespielt und ordentlich einen genommen.

 

Den ersten Fernseher hatten wir nach den Ende des zweiten Weltkriegs. Zu besonderen Fußballspielen, Boxkämpfen und anderen Sendungen wurde der, der einen Fernseher besaß, sehr gut besucht. Radio hatte früher so gut wie jeder. Es gab nicht viele Sender, meistens wurde Propaganda gesprochen.

 

Von der dritten bis zur vierten Klasse hatten wir jede Woche sieben Turnstunden. Sport, ohne Sport ging nichts. Zweimal im Jahr war ein großes Sportfest, das Bannsportfest. Das war in Walsrode, ich war eigentlich jedes Mal da. Ich habe auch geboxt. Boxtraining ist das Vielfältigste, das es gibt. In Schwarmstedt waren sehr gute Trainer. Einer war deutscher Meister gewesen, allerdings im Kriege, und die anderen beiden waren auch sehr gut. In Walsrode war ich auch ein Boxverein. Der eine, Gorgas, so hieß er, war in Helsinki bei der Olympiade dabei.

 

Mein Onkel hatte mich bei der Napola angemeldet. [Anmerkung: Dabei handelt es sich um Elite-Internatsoberschulen während des Dritten Reichs.] Man brauchte eine Empfehlung und sportlich musste man top sein, sonst hatte man gar keine Chance. Meine sportlichen Leistungen waren sehr gut: Den Schlagball habe ich 65 bis 70 Meter weit geworfen, da war ich 12-13 Jahre alt. Wenn ich geworfen habe, gingen alle erst mal zurück.

Ernst Meins als Jugendlicher auf einem Pferd.

Frau Plöger erinnert sich an Radiosendungen während des dritten Reichs:


Wir hatten ja kein Fernsehen und ein großes Radioprogramm gab es auch nicht. Wir hatten einen Volksempfänger, so einen schwarzen Kasten. Den konnte sich jeder leisten, weil die Regierung darüber ja ihre Propaganda verbreiteten wollte. Die Reden habe ich noch so ein bisschen im Ohr. Göbbels’ Stimme, die kenne ich heute noch ganz genau, auch die von Adolf Hitler mit seinem rollenden „R“. Wie gesagt, da wurde Propaganda verbreitet. Das war aber nicht so mein Ding. Da war ich noch jung und habe nicht so hingehört.

Über Spielzeug erzählt Frau Plöger:


Früher zu Weinachten hatten wir einen Weihnachtsbaum, weiße Kugeln und silbernes Lametta, das wurde alles schön aufgehoben für das nächste Jahr. An Geschenken gab es wenig. Entweder hatte meine Mutter mir neue Socken gestrickt oder es gab einen schicken Pullover oder auch mal ein Buch. Mein kleiner Bruder bekam Spiele. Viel zu kaufen gab es natürlich nicht mehr im Krieg. Ich kann mich erinnern, dass ich ein Mensch-ärgere-dich-nicht-Spiel bekam, das war dann so eine große Pappe, wo dann ein Spielplan draufgemalt war und anstelle der Spielfiguren hatte ich Plättchen in verschiedenen Farben. Wir hatten wenig Spielzeug. Ich weiss noch, wir hatten so eine große Kiste, da waren irgendwelche Bildchen drin oder so ausgeschnittene Puddingtüten. Wenn man so etwas hatte, dann war das schon was Besonderes. 

Frau Plöger als Kind

(Aufschrift auf der Kutsche: "Fahrt ins Blaue")

Herr Pralle hat ebenfalls noch lebhafte Erinnerungen an sein Spielzeug:


Wir bekamen aus Amerika Carepakete. Das war natürlich etwas ganz Besonderes. Für die Erwachsenen gab es den ersten Bohnenkaffee, Süßigkeiten für die Kinder, Datteln, Feigen und Nüsse, so was kannten wir ja vorher alles nicht. Was noch dazu kam, das war ganz wichtig für mich: Wir haben Plastikautos gekriegt. Vorher hatte ich nur Holzspielzeug. Das machte irgendjemand von den Flüchtlingen, der sich ein bisschen Nahrungsmittel verdienen wollte. Geld gab es dafür nicht. Es wurde eine Wurst, ein Brot oder ein Schinken oder Kartoffeln bezahlt und dann machte er Holzspielzeug für mich, und damit habe ich dann gespielt. Und aus einigen Carepaketen kamen dann Plastikautos, ich mich noch an so einen Autokran mit einer Kette dran erinnern. Plastik war schon etwas Besonderes. Damit spielten wir Kinder, auch mit den Nachbarskindern, die hatten so was nicht, aber ich. Ich hatte das Glück, dass ich diese Autos hatte. Die habe ich heute immer noch, die halte ich auch in Ehren. 

Dass Autos Mangelware waren, weiß Frau Meins zu berichten:

 

Bei uns im Ort (Böhme) hatte nur der Schmied ein Auto, er hatte ein bisschen mehr Geld. In Bierde gab es Karl Heinbuch, er war Landmaschinenmechaniker, und hatte auch ein Auto. Sonst wüsste ich nicht, dass jemand ein Auto hatte.