Landwirtschaft

Vor 70 Jahren waren viel mehr Menschen in der Landwirtschaft beschäftigt und die Arbeit war viel anstrengender als heute. Haben Sie auch Landwirtschaft betrieben?

 

Herr Meins sagt:

 

Ich bin in Hodenhagen geboren und aufgewachsen. Meine Eltern stammen aus dem Kreis Diepholz, aus den Dörfern Blockwinkel und Sudwalde. 1931 kauften sie in Riethagen einen Siedlungshof mit 15,15 Hektar Weideland und Acker. In Riethagen ist der große Bauernhof Oltrogge aufgelöst worden. Es wurden vier Siedlungen gebaut, die am Beberbach stehen. Meine Eltern kauften einen dieser Höfe über eine Siedlungsgesellschaft. Die Voraussetzungen für den Kauf waren, dass man ein fähiger Bauer war, man musste eine Anzahlung leisten und Vieh besitzen. Der Hof musste nach 70 Jahren abgetragen sein. Mein Vater und ein Gehilfe übernahmen neben den landwirtschaftlichen Arbeiten auch die Milchabfuhr. Früher wurde die Milch in Milchkannen angeliefert. Da fuhr man mit Pferdewagen los, hat die Milch dann von den Betrieben abgeholt und zur Annahmestelle in Riethagen gebracht. Wegen dieser Tätigkeit wurde mein Vater erst 1941 in den Kriegsdienst eingezogen. Als die Pferde zum Kriegsdienst nach Russland abgeholt wurden waren, mussten wir die Milchkannen mit den Fahrrad zur Milchbank am Gut Wiedenhausen transportieren. Die Milchbank war eine Holzbank, die auf einer Höhe mit der Ladefläche des LKWs war. Die Kannen wurden von der Bank auf den LKW umgeladen und zur Molkerei nach Rethem gebracht. Natürlich war nicht an jeder Hoffestelle eine Milchbank. Zwei bis drei Betriebe hatten zusammen eine Milchbank.

Ernst Meins auf einem Trecker.

Frau Meins berichtet aus der Zeit nach dem Krieg:

 

In Böhme haben wir das Getreide gemäht und in Stiegen aufgestellt. Die mussten dann trocknen. In einer Stiege warne meistens so 20 Garben. Es gab ja ganz wenig zu essen. Die Flüchtlinge hatten ganz, ganz wenig. Und wenn man bei den ortsansässigen Familien nichts zu essen bekam, dann hat man sich eben etwas "selbst besorgt". Die Flüchtlinge haben z. B. Kartoffeln gestoppelt. Manche waren ganz erfinderisch. Sie haben ein Laken ausgebreitet und ein Fahrrad auf den Kopf gestellt. Dann haben sie das Rad gedreht und die Garben mit den Ähren hineingehalten. So wurde das gedroschen. Ich weiß noch, wenn wir die Garben auf den Wagen laden wollten, dann waren sie ganz leicht, denn es war kein Getreide mehr drin. Aber es ist auch nicht nachgeforscht worden, wer so etwas gemacht hat. Damals ging es ums Überleben. Das war eine ganz andere Zeit als heute.

 

Beim Dreschen wurde das Getreide erst einmal in die Scheune eingefahren und in einen Bansen gepackt. Dann kam ein Drescher, das war ein Lohnunternehmer aus Groß Eilstorf. Die ganzen Nachbarn haben geholfen, es ging gar nicht anders, weil das Getreide von dem Haufen in der Scheune auf die Maschine geworfen werden musste. Die Garben mussten eingelegt werden. Das Getreide lief in Säcke, die auf den Rücken gehievt und auf den Boden (Kornspeicher) gebracht werden mussten. Manchmal waren die Säcke bis zu zwei Zentner schwer. Sie alle mussten die Treppen hoch geschleppt werden. Andere haben das Stroh, was aus der Maschine fiel, abgenommen und auf den Hof gepackt. Wenn die Drescherei vorebi war, musste das ganze Stroh wieder zurück in die Scheune. Das war eine unheimliche Arbeit, man kann es gar nicht beschreiben.

Quelle: Reinhard Pralle

Herr Siemer erzählt von seinen Erfahrungen mit der Bezahlung von Handwerksdienstleistungen:


Die Handwerker kamen einmal im Jahr zum Abrechnen, meistens am Anfang des Jahres, der Schmied und der Schneider. Sie hatten sich aufgeschrieben, welche Leistungen erbracht wurden. Manchmal gab es einen Abschlag, aber normal war, dass die Handwerker einmal im Winter kamen.

Feldarbeit in Eickeloh (Quelle: Reinhard Pralle)

Feldarbeit in Eickeloh (Quelle: Reinhard Pralle)