Leben nach der Kriegszeit

Das Ende des 2. Weltkrieges ist gerade mal 70 Jahre her. Trotzdem hat sich das Leben in dieser Zeit stark geändert. Wie war das Leben nach dem Krieg?

 

Herr Graubohm berichtet von der Not und Unsicherheit in der Nachkriegszeit:

 

Das Leben nach Kriegsende war wirklich besser, man ist praktisch aufgeblüht. Man musste nicht mehr Mittwochs und Samstags zum Dienst (Hitlerjugend). Das war alles vorbei. Mir wurde erst später klar, wie wir Kinder missbraucht wurden. Wir mussten Heilkräuter sammeln, Flugblätter sammeln, Flaschen sammeln, Schuhe sammeln. Wir mussten auch Zündplätzchen sammeln, die die Engländer in Massen abgeworfen haben. Die Plättchen waren mit Phosphor gefüllt. Wenn die Sonne bei der Ernte lange genug auf die Zündplätzchen schien, fing das ganze Feld an zu brennen.

 

Das Leben nach Kriegsende war von Hunger und Krankheiten geprägt. Wenn man als junger Mann einen Apfel mitgenommen hat, um nicht zu sagen: geklaut hat, und das die Oma gesehen hat, die am Fenster saß... Dann war Theater! Um einen Apfel! Die Schulspeisung hat den Kindern sehr geholfen, weil sonst viele verhungert wären. Sie war Ausschlag gebend für die Gesundheit der Kinder. Die Pakete von den Engländern und später von den Amerikanern waren der Lebenserhalt, dass es überhaupt weiterging. Vor allem hat die Ernährung eine Hauptrolle gespielt bei der Gesundheit, um die Tuberkulose in den Griff zu bekommen. Alle Menschen wurden öffentlich geröngt, es kam der Röntgenwagen, jedes Jahr wieder, weil viele TB hatten. Es gab auch ganz viele Läuse.

 

Nach Kriegsende bin ich immer zu Fuß von Ahlden nach Walsrode gegangen, zusammen mit 7-8 anderen Jungen und Mädchen, die auch in Walsrode in der Lehre waren. Nach Hause sind wir auch zu Fuß gegangen, der Marsch dauerte ungefähr drei Stunden. Man konnte nur in gesammelten Gruppen gehen, damit man nicht überfallen wurde. Im Oktober oder November 1945 fuhr zum ersten Mal wieder ein Bus. Der Busunternehmer Brandenburg hatte einen alten Militärbus, der sonnabends von Walsrode über Hodenhagen nach Ostenholz fuhr. Das war die einzige Verbindung. Das Stück von Hodenhagen nach Ahlden musste man zu Fuß gehen – über die Brücke, die ja gesprengt war. Sie lag im Wasser. Der große Bogen war eingeknickt, und über diesen Bogen war eine Leiter gelegt. Wenn man nach Ahlden wollte, musste man über den Bogen und über die Leiter klettern. 1945 wurde zwar ein Lastkahn als Fähre eingesetzt. Wenn man abends aber zu spät kam, sagen wir mal um 20.00 Uhr, dann konnte man nicht mehr mit der Fähre rüber. Also blieb einem nichts anderes übrig, als über den Bogen zu krabbeln. Meine Mutter hat mir später erzählt, wie der erste Zug wieder in Ahlden gefahren ist. Das war wie eine Neubelebung. Wie soll ich sagen – dass man gemerkt hat, dass es wieder bergauf geht.

 

Hören Sie selbst wie Herr Graubohm von seinen Erlebnissen erzählt.

 

Quelle: Ernst Meins